Feiertage

Sendepause

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Unser erster Tannenbaum
Unser erster Tannenbaum (Design: Natur und Sie; Foto und Bildbearbeitung: Er)

Am Ende eines jeden Jahres gibt es auf allen Kanälen Jahresrückblicke, Jahreszusammenfassungen, Highlights des Jahres, Menschen-Bilder-Emotionen des Jahres, Jahresgala, Sportgala, Spendengala. Fernsehserien und Wochenshows bestehen zu dieser Jahreszeit aus einem Tannenbaum und vielen Erinnerungszusammenschnitten der vorangegangenen 52 Sendungen. Ein Blick hinter die Kulissen wagen sie sich dann, mit der Frage „was geschieht dort wichtiges“ oder wer ist die Frau oder der Mann im Hintergrund“. Und der Jahresstart lässt ausschließlich den Wintersport 25 Stunden am Tag aus den Bildschirmen scheinen.

Wir werden aus vielen Gründen keinen blogzusammenschnitt ausarbeiten. Alles in diesem blog geschriebene bleibt für sich stehen. Jedes Wort zählt und darf jederzeit gerne überinterpretiert werden.

Wir hoffen, unserer lieben Leserschaft Alltag auch im neuen Jahr mit investigativen, emotionalen und spannenden Berichten aus Hamburg und umzu aufzuheitern.

Frohe Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins Jahr 2011 wünschen Euch Sie und Er.

PS: Bitte lasst Euch nicht vom Schnee verschütten, sonst hat sich Deutschland schneller abgeschafft, als Thilo es vorhersehen konnte.

Weihnachtsmarkt macht schlank

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In jeder Stadt gibt es sie — die beliebten Weihnachtsmärkte. Es ist immer und überall das Gleiche. Eine Ansammlung von Geschäften in Budenformat auf engstem Raum. Beispielsweise auf einem zentalen Platz wie dem Rathausmarkt. Und weil der Raum so eng ist und alle regionalen und überregionalen Geschäfte ihren Platz finden wollen, werden die Wege dazwischen „optimiert“. Das macht schlank. Manchmal nur kurzzeitig wenn es ganz eng wird und man durchfluppt. Manchmal langfristig, wenn es kein Weiterkommen zur nächsten Bratwurst oder zum Lebkuchen gibt. Dann muss man eben ohne Leckereienmampfen nach Hause stampfen.

Die Stadt mit dem Tor zur Welt gibt sich in diesen Tagen betont angelsächsisch, was der internationale Gast auch unbedingt braucht. Genau um acht Uhr beschallen die Lautsprecher den Rathausplatz mit — nicht „Süßer die Glocken“, sondern einem fetten „Jingle Bells“. Garniert wird die Musik mit einem Weihnachtsmann-Schlitten, der auf einer Seilwinde zur Spitze des beleuchteten Metallgerüstes in Form eines Weihnachtsbaumes hochgezogen wird. Der Rathausplatz wird von uns ab jetzt für die nächsten Wochen ræ-θaʊʃ-pleɪʃ  genannt – also Räfauspläs. Über die chinesische Aussprache brauchen wir uns keine Gedanken machen. Die abendländischen Weihnachtsfeiertage werden in China nicht offiziell gefeiert und Menschen in asiatischer Verkleidung wurden auch noch nicht gesehen.

Wenn nicht der Angelsachse, wer sonst, will immer und überall seine Gewohnheiten ausleben. Okay, der Deutsche braucht auch immer und überall sein Wiener Schnitzel. Wie? Gibt es auch Wiener Schnitzel auf dem Weihnachtsmarkt am Hamburger ræ-θaʊʃ-pleɪʃ? Das hab ich noch nicht gesehen, würde mich aber nicht wirklich wundern.

Natürlich darf so küstennah der ein oder andere Fischbroetchen-Stand nicht fehlen. Einige Brötchen sind voller Seemannsstolz mit Lachs-Ersatz belegt oder mit Krabbenfleisch-Ersatz in Bemalung. Für letzteres haben lettische Akkordarbeiter geformten kanadischen Lachsbrei angerührt und mit leicht entzündbaren Geschmacksstoffen und Stärke vermengt, und danach kunstvoll den Pinsel angesetzt. Bei ungewohnten Minustemperaturen zu dieser Jahreszeit wird statt gekühltes Bier ein Bier-Ersatz in Form von Pils gezapft. Was aber wirklich richtig lecker ist, sind die vielen heißen Schokoladenvarianten. Die heiße Schokolade gibt es pur, mit Kirschwasser, Minze oder Likör. Davon kann ich gar genug bekommen.

Unsere Nachbarn

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Während die westliche welt-politische Gemeinschaft demonstrativ Geschlossenheit gegen Wikileaks übt, sind in der vorweihnachtlichen Stimmung einige Hamburger Nachbarn tief zerstitten. Zum Beispiel die Hamburger Christlich Demokratische Union (CDU) und Hamburgs Grüne Alternative Liste (GAL) haben sich in der Bürgerschaft weit auseinandergelebt.

Es geht aber auch anders. In der Hamburger Bürgerschaft ist man so frei, einen Nachtragsetat für ein Forschungsinstitut zu genehmigen (GIGA), obwohl das Forschungsinstitut auf zweimaliges Anfragen durch Ressortverantwortliche keine hinreichende Begründung für die Verwendung der Mittel liefern konnte.  Der Antrag des Instituts seine Weihnachtsfeier auf der Herbertstraße großzügig finanzieren zu lassen (grobe Interpretation!), wurde mehrheitlich angenommen. Ist man sich in der Bürgerschaft in „Sachfragen“ einig oder nicht? Die gegebene Transparenz durch die Live-Internetübertragung enthüllt doch einiges, auch wenn solche Debatten und Beschlüsse eher langweilige Abendunterhaltung bietet.

Sehen wir mal von dem dauerschreienden zweijährigen Kind ab, das sofort nach Erwachen auf unserem Kopf herumtrampelt, haben wir in Alsterdorf  nette Nachbarn. Die Eis-Perle hat für den ersten Advent auf ein Winterschlaf-Eis geladen und viele Alsterdorfer hinter dem Kamin hervorgelockt. So voll habe ich das Café bisher nicht gesehen. Wir haben natürlich kräftig zugegriffen und die Gelegenheit genutzt, das kalte Eis zu einem noch kälteren Spaziergang an der Alster auszuführen. Eine hauchdünne Spur Raureif auf der Schokoladenkugel hat unsere Sinne zusätzlich in Wallung gebracht. Auch der Alsterdorfer Weihnachtsmarkt lädt uns herzlich ein und hat uns dafür ein kleines Wichtelgeschenk vor die Wohnungstür gelegt. Den besuchen wir in den nächsten Tagen.

Feiertage

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Stellt es Euch nicht so einfach vor, vom Land mit den meisten in das Land mit den wenigsten Feiertagen zu ziehen. Wisst Ihr überhaupt, warum Ihr heute frei habt? Wikipedia weiß mehr.

Gründe gibt’s viele, warum Hamburg keine katholischen Anlässe feiert. Da sind zum Beispiel das Evangelium, der Atheismus oder wie bei Loki Schmidt, die heute am Tag zum Gedenken aller Heiligen zu Grabe getragen wird, der Agnostizismus. Vielleicht wird ja ab dem nächsten Jahr doch noch ein freier Tag aus dem 1. November.

Der Mangel an Feiertagen in Hamburg liegt eventuell auch an der fehlenden Durchsetzungsfähigkeit der IGM Hamburg. Und deshalb haben die sich, ihre Bewegung und ihren Nachwuchs bereits am Wochenende bei einer Hafenrundfahrt gefeiert. Auffällig viele adrett gekleidete Leute waren unter den Arbeitern zu finden.

Auf dem Fischmarkt, also da wo sieben Tage in der Woche hart gearbeitet wird, um die B-Ware an den Kunden zu bringen, will kein Händler nachstehen. Der weltberühmte Aale Dieter verkauft seine Aale und sein Buch stets nach dem Prinzip der Amsterdam Auktion. Lässig legt er dabei das Anfangsgebot von 25Euro für zwei Aale fest und den niedrigsten Verkaufspreis (20Euro – 20% „Nachlass“) – nicht die Kunden. Ein Obsthändler hingegen füllt den Korb bei konstanten 10Euro auf. Dabei kann man auch handeln, wenn das ein oder andere angeschimmelte Obst ausgetauscht werden soll. Da hat er dann mal Pech gehabt, sagt der Marktschreier über sich. „Beim nächsten Mal ist’s wieder besser, nech.“

Nach dem Fischmarktbesuch in Herrgottsfrüh haben wir uns ins Café May zum Frühstück begeben. Es ist ganz in der Nähe unserer Wohnung und sehr hübsch eingerichtet. Das Publikum ist nett und hat nicht diesen gewissen St. Pauli Stil. Doch just am Sonntag, ich hätte die beiden zu gerne fotografiert, sitzt da ein unglaublich filmreifes Pärchen. Er im pink-weiß-gemusterten Jogginganzug mit passenden Sneakers und original verschmiertem weißen Unterhemd — am Rand natürlich gelb abgesetzt. Lange fettige Haare und Musterschnauzer von der einen Kinnseite über die Oberlippe zur anderen Kinnseite — etwa 3 cm breit. Der Rest seines Gesichts war mit einem 5-Tage-Bart bedeckt. Sie ganz dezent schwarz gekleidet mit eingewobener Silberfolie. Ob die beiden gerade von einer Kaperfahrt kamen? Wir können es nur ahnen…